Wir sind ein „UNESCO Kulturerbe“!

Gebrauchshundewesen ist ein UNESCO Kulturerbe - Genya vor dem Schutzdienst
Gebrauchshundewesen ist ein UNESCO Kulturerbe - Genya vor dem Schutzdienst

Überblick  

Hast du in den letzten drei Jahren schon mal was davon gehört, dass das Gebrauchshundewesen zum UNESCO Kulturerbe werden soll? Ich nicht und war mega überrascht, als gestern sich die Nachrichten dazu in den sozialen Medien häuften und Mathias Dögel die große Bombe auf der diesjährigen CACIT platzen ließ: Das Gebrauchshundewesen ist seit dem 26.3.2025 ein immaterielles Kulturerbe in Deutschland und das freut mich sehr!

Wer oder was ist die UNESCO?

Kurz zusammengefasst ist die UNESCO eine Sonderorganisation der Vereinten Nationen (UN) und hat die Förderung der Zusammenarbeit zwischen den Völkern in Bildung, Wissenschaft und Kultur zur Wahrung des Friedens und der Sicherheit als Aufgabe. Ihr Grundgedanke ist: „Da Kriege im Geist der Menschen entstehen, muss auch der Frieden im Geist der Menschen verankert werden“.

Aktuell sind 194 Staaten Mitglied in dieser UN-Organisation, zu denen auch Deutschland gehört. Ihre Schwerpunkte sind die: 

Und diese Organisation ist es, die das Gebrauchshundewesen in den Katalog „immaterielles Kulturerbe“ aufgenommen hat und damit das Wissen über die Zucht und Ausbildung von Gebrauchshunden jeglicher Art (basierend auf einem tierschutzgerechten Umgang) unter seinen Schutz stellt. 

(Quelle: UNESCO, Stand 3.4.2025)

Die UNESCO schreibt dazu:

Das Gebrauchshundewesen umfasst die gezielte Ausbildung von Hunden für verschiedene tierschutzgerechte Aufgaben zur Unterstützung des Menschen. Dazu gehören unter anderem Such- und Rettungseinsätze, Assistenz für Menschen mit Behinderungen sowie der Schutz und die Bewachung von Eigentum. 

Was steckt demnach hinter dem Gebrauchshundewesen?

Das Gebrauchshundewesen ist sehr umfangreich, denn es beinhaltet alle Hunde, die der Mensch „gebraucht“, d.h. für seine Arbeitszwecke einsetzt. Das können sein: 

Jedes (Teil-)Gebiet hat seine eigenen, ganz speziellen Anforderungen, die im Laufe der Zeit ihren Weg in die Zucht der einzelnen Rassen gefunden haben. Zum Beispiel: Bei den Jagd- und Suchhunden wie dem Weimaraner oder dem Bloodhound wurde die Leistung unter anderem darauf selektiert, wie gut die Hunde riechen können und wie ausdauernd sie einer bestimmten Spur folgen, ohne sich von anderen Umständen ablenken zu lassen.

Beim Schutzhund, wie dem Deutschen Schäferhund, kommt es beispielsweise darauf an, dass sich der Hund gegen einen Angreifer durchsetzen kann, aber dabei durch seinen Hundeführer oder seine Hundeführerin stets kontrollierbar bleibt. Das wird durch die sportlichen Erfolge im IGP-Bereich sicher gestellt. 

Und wie passt unser Sport da rein?

Ich muss zugeben, über die Antwort auf diese Frage musste ich etwas nachdenken.

Wie der Gebrauchshundesport in das immaterielle Kulturerbe reinpasst, ist ja schnell beantwortet: Die Diensthunde kommen größtenteils von privaten Züchtern, weil die deutschen Behörden nur sehr wenige, eigene Zuchtstätten haben. Und die privaten Züchter haben den Gebrauchshundesport (IGP) als festen Bestandteil in der Zuchtordnung der jeweiligen Rasse, so dass die körperlichen und mentalen Grundlagen für den Schutzbereich den Welpen in die Wiege gelegt werden. Dieser Zusammenhang wurde in den letzten Wochen sehr oft in den Medien vorgestellt – insbesondere, als der Gebrauchshundesport in Österreich verboten wurde. 

Beim Fährtenhundesport tue ich mich deutlich schwerer, ihn im Gebrauchshundewesen unterzubringen – unabhängig davon, dass er in den FCI-Reglements für Gebrauchshunde untergebracht ist. Das hängt damit zusammen, dass hier nicht nur die typischen Rassen wie Deutscher Schäferhund, Rottweiler, Dobermann, Boxer oder Malinois zu sehen sind. Auch Border Collies, Labradore, Cocker Spaniel, Irish Setter und kleine Pinscher können hervorragende Fährtenhunde sein!

Wenn ich mir dann ihre ursprünglichen Zuchtziele ansehe, gehören sie in der Regel zu den Jagd- oder Wachhunden. Und wir dürfen nicht vergessen, auch ihre genetisch veranlagten Riechleistungen fließen in die Zucht zukünftiger Dienst-, Rettungs- und Suchhunden ein. 

Damit haben wir bei beiden Sportarten die Verbindung zum Gebrauchshundewesen gefunden. 

Was bedeutet das UNESCO Kulturerbe für unsere Zukunft?

Für die Erhaltung des Gebrauchs- und Fährtenhundesports ist dies ein ganz wichtiger Schritt, da er die Relevanz der Gebrauchshunde für uns Menschen verdeutlicht. Ohne ihn würden wichtige Funktionen nicht nur im sozialen Bereich (Therapien, Assistenz, Vermisstensuche), sondern auch punkto Sicherheit langfristig verloren gehen. Und gerade der letzte Punkt wird in der heutigen Gesellschaft leider kaum noch ernst genommen. Anstelle der Sicherheit wird sich auf das Tierwohl und die „rosarote“ Ausbildungswelt konzentriert – ob es daran liegt, dass wir schon länger in Frieden leben können und somit die Angst vor einem Krieg mehr präsent ist? 

Versteh mich an an dieser Stelle nicht falsch – das Wohlergehen unserer Hunde und ihre artgerechte Ausbildung sind sehr wichtig und da hat sich in den letzten Jahren auch glücklicherweise sehr viel getan. Aber vor allen positiven Erscheinungsbildern dürfen wir den Zweck nicht vergessen, den wir mit diesen Hunden verfolgen! Es gilt hier, den gesunden Mittelweg zu gehen, Gebrauchshunde artgerecht zu halten und zu trainieren, um ihre genetischen Eigenschaften zu erhalten / zu verfeinern und so ihren Dienst an unserer Gesellschaft zu erhalten. 

Ich sehe es nun als unsere Aufgabe an, unsere Mitmenschen abzuholen und ihr Verständnis insbesondere für den Gebrauchshundesport zurück zu bekommen. Wir Hundesportler sollten uns auf dieser Auszeichnung nicht ausruhen, die Mathias Dögel mit seinem Team für uns erreicht hat, sondern aktiv dafür sorgen, dass wir das Verständnis unserer Mitmenschen für unseren Sport zurück bekommen und damit auch zeigen, dass wir dieses Engagement auch verdienen. 

Machst du mit? 

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