Fünf Tage mit Martin in seinem Fährtengelände sind kein Spaziergang – sie sind für Mensch und Hund intensiv, anspruchsvoll und gleichermaßen fördernd. Zugleich haben wir dort die Gelegenheit, auch mal andere Rassen bei der Fährtenarbeit zu sehen (z. B. Airedales oder Rottweiler), die bei uns zu Hause kaum vertreten sind. Genau deshalb ist dieses Training fest in unseren Jahresplan eingeprägt – als besonderes Seminar zur Fährtenarbeit mit Martin Rodzoch im Sauerland.
Zum ersten Mal war ich 2019 dabei und habe mich gemeinsam mit meinem Rüden Camillo diesem Abenteuer gestellt. Über Martins Facebook-Gruppe „Fährteninfiziert“ bin ich auf seine Fährtenwochen aufmerksam geworden, und seitdem hat mich dieser Funke nicht mehr losgelassen. Aus meiner Neugier wurde Leidenschaft für die Fährtenarbeit, und so haben wir auch an anderen Orten – zum Beispiel in Wolfsburg oder Wörnitz – bereits unter Martins Anleitung gearbeitet.
Für uns ist diese Zeit im Sauerland so etwas wie „Hundeurlaub“ – eine Auszeit, in der es nicht um Wellness geht, sondern um eine intensive Zeit mit unseren Hunden, um Lernen, um gemeinsame Fortschritte und um das Zusammensein mit Menschen, die mindestens genauso fährtenverrückt sind wie wir. Das Fachsimpeln, Beobachten und Austauschen mit ihnen macht diese Woche jedes Mal zu einem ganz besonderen Erlebnis.
Dieses Mal hatte ich Hoffnung auf Geländearten, die uns sonst nicht zur Verfügung stehen, fachlichen Austausch mit Gleichgesinnten und vor allem Unterstützung bei einem Problem, das mich schon länger beschäftigt hat – Genya hatte in der Fährte ihren Biss verloren. Mit Martins Hilfe wollte ich herausfinden, warum das passiert ist und wie ich ihr die Lust auf die Fährtenarbeit wieder schmackhaft machen kann.
Und bevor es losgeht, eines vorweg: Das hier ist kein bezahlter Beitrag und keine Kooperation. Wir haben die Fährtenwoche bei Martin Rodzoch ganz regulär gebucht und bezahlt. Dass ich ihn und seine Arbeit in diesem Artikel erwähne, ist reine Überzeugung – keine finanzierte Werbung.
Was dich in diesem Beitrag erwartet
Martin Rodzoch – Leidenschaft, Erfahrung und die Erfolgsgeschichte eines außergewöhnlichen Teams
Wer Martin Rodzoch einmal auf dem Acker erlebt hat, merkt sofort: Hier steht jemand, der Fährtenarbeit lebt. Konzentriert, aufmerksam und mit einem wachen Blick für jedes Detail begleitet er Mensch und Hund – ganz gleich, ob Anfänger oder erfahrenes Team. Seine Erklärungen sind klar, seine Einschätzungen ehrlich, und er nimmt sich Zeit für jedes Mensch-Hund-Team.
Seine besondere Leidenschaft gilt den englischen Cocker Spaniels. Was viele überrascht: Diese kompakten, fröhlichen Hunde zeigen auf der Fährte oft eine beeindruckende Ausdauer und Konzentration. Martin fördert genau das mit viel Geduld, Struktur und einem feinen Gespür für Motivation. Dass seine Philosophie funktioniert, hat er in den vergangenen Jahren mit verschiedenen Hunden und zahlreichen Erfolgen auf Landes- und Bundesmeisterschaften im FH-Bereich immer wieder bewiesen.
2025 krönte sein Rüde Peter Maffay vom Schloßberg diese Erfolgsserie mit dem Weltmeistertitel auf der FCI IGP FH World Championship in Rohrbach-Berg (Österreich).
Trotz solcher Erfolge bleibt Martin bodenständig. Er trägt seine Titel nicht vor sich her, sondern teilt sein Wissen mit einer Selbstverständlichkeit, die man nur findet, wenn jemand seine Arbeit wirklich liebt. Dabei verliert er nie den Blick für das Wesentliche: den Hund und die Zusammenarbeit mit seinem Menschen.
Gleichzeitig fordert er uns Hundeführerinnen und Hundeführer heraus, über den eigenen Schatten zu springen und eingefahrene Routinen zu hinterfragen. Er bringt uns dazu, die Fährte aus einem neuen Blickwinkel zu sehen, den Hund genauer zu beobachten und unser eigenes Handeln zu reflektieren. Martin ermuntert uns, beim Fährtenlegen auch mal passend zum Hund Wagnisse einzugehen – zum Beispiel bei Geländewechseln oder Grabenüberquerungen. Er erwartet aber ebenso, dass wir Verantwortung für unsere Hundeausbildung übernehmen, indem wir aufmerksam bleiben und lernen, unsere Hunde zu lesen sowie unseren Ausbildungsweg an sie anzupassen.
In seinen Seminaren steht deshalb die Praxis klar im Vordergrund. Theorie entsteht hier aus der Erfahrung: Sie wird anhand ausgearbeiteter Fährten erklärt und Änderungen im Anschluss direkt umgesetzt. Martins Ausbildung ist hundgerecht angelegt – sie fordert, aber überfordert nicht und bietet Raum für Abwechslung. Genau dieser ausgewogene Ansatz macht das Arbeiten mit ihm so lehrreich und motivierend zugleich.

Ankommen im Sauerland – wie läuft eine Fährtenwoche mit Martin Rodzoch ab?
Schon am ersten Morgen wehte uns im Sauerland der Herbst kräftig entgegen: kalter Wind, gemischt mit kräftigem Regen, beherrschte die ersten Tage. Während sich die Wolken tief über die Felder und Kuppen schoben, tropfte mir das Wasser nicht nur von der Kapuze. Unsere erste Fährte der Woche führte über Zwischenfrucht, die der Landwirt zur Bodenverbesserung ausgesät hatte. Später durften wir noch auf Ansaat, Maisacker und Wiese suchen – für Genya teilweise das erste Mal, dass sie auf solchen Böden gearbeitet hat.
Der Ablauf der Tage war klar geregelt und schnell bei allen Teilnehmern eingespielt. Nach dem frühen Treffen beim Bäcker, wo man lecker frühstücken oder sich einfach einen Kaffee für unterwegs schnappen konnte, ging es gemeinsam hinaus ins Gelände. Dort hieß es: Fährten legen, durchatmen, Hund versorgen und erste Fragen klären, während die Fährten in Ruhe liegen durften.
Sobald die Liegezeit vorbei war, begann das Absuchen – konzentriert, aufmerksam und immer begleitet von Martin, der jede Arbeit genau beobachtete. Anschließend besprach er vor der gesamten Gruppe, was bei der gerade gesehenen Fährte gut lief, wo es hakte und wie die nächsten Schritte aussehen würden. Alle Teilnehmer hatten dann auch direkt die Möglichkeit, ihre Fragen dazu zu stellen, die Martin geduldig und ausführlich beantwortete. Wenn alle Fährten abgesucht waren, folgte die nächste Runde: neue Fährten, neue Herausforderungen, neue Erkenntnisse.
Zwischendurch blieb immer Zeit für den Austausch in der Gruppe, oder Martin zeigte seine eigene Arbeit mit seinen Cockern. Man hörte zu, diskutierte, berichtete über eigene Erfahrungen, lachte – und lernte dabei eine ganze Menge. Dank der klaren Struktur kamen während der Fährtenwoche weder Hektik noch Stress auf: Jeder wusste, wann er dran war, und alle hatten das Gefühl, zusammen mit ihrem Fährtenhund einen großen Schritt vorwärts zu machen.
Für Unterkunft und Verpflegung war jeder selbst verantwortlich. Einen Abend hatten wir uns spontan zum gemeinsamen Essen beim Griechen verabredet – und natürlich drehte sich auch dort alles um unsere Hunde, unsere Erlebnisse und die Fährtenarbeit.

Zwischen Nebel, Acker und Motivation – unsere Arbeit auf der Fährte
Schon ab der ersten Fährte am Montag zeigte Genya unser Problem: Sie hatte ihren Willen zum Suchen verloren. Zwar folgte sie dem Verlauf, aber ohne diesen inneren Antrieb, der sie sonst auszeichnet. Besonders deutlich zeigte sich das auf dem Maisacker – dort suchte sie zwar, blieb aber immer wieder stehen, sah zu mir hoch und fragte förmlich: „Muss ich das wirklich machen?“ Wir kämpften uns bis zum Ende durch, aber es war deutlich zu spüren, dass ihr der Sinn hinter dieser Arbeit fehlte. Da half auch kein Lachs von unserem Frühstückstisch als Belohnung.
In den ersten Tagen versuchten wir vieles: verschiedene Futtersorten (auch Martins Geheimtipps, die wir abends noch extra kauften), unterschiedliche Platzierungen – mal lose auf dem Boden, mal tiefer im Erdreich, mal einzeln, mal als Depot. Doch alles führte zum selben Ergebnis: „Es ist ja nett, dass da was liegt, aber haben muss ich das auch nicht.“
Genya ist einfach kein Hund, der auf materielle Belohnung großen Wert legt. Für sie zählt etwas anderes: meine Zufriedenheit. Wenn ich mich ehrlich über sie freue, blüht sie auf – da wird selbst die beste Futterbelohnung zweitrangig. Für mich war das etwas völlig Neues, denn so einen Charakterhund hatte ich bislang nicht an meiner Seite. Entsprechend war klar, dass ich einen anderen Weg finden musste, um sie wieder in ihre gewohnte Suchmotivation zu bringen.
Also ließ ich mich auf Martins Idee ein und wagte am Mittwochnachmittag bei unserer fünften Fährte der Woche ein kleines Experiment: Würstchenwasser kombiniert mit kleinen Wurststückchen. Ich hatte davon zwar schon gehört, es aber nie ausprobiert. Und siehe da – plötzlich war Genya wieder voll dabei: die Nase tief am Boden, konzentriert, ruhig, deutlich hörbar am Schnüffeln. Ab da wurde sie mit jeder Fährte ein Stück motivierter und zusehends sicherer, und auch ich konnte wieder loslassen und mich mehr auf sie verlassen.
Für mich war das nicht nur eine Erleichterung, sondern auch eine kleine Erinnerung daran, wie individuell unsere Hunde sind. Manchmal braucht es keine neue Methode, kein großes Training – sondern einfach eine Idee, die plötzlich den Schalter umlegt. In unserem Fall: ein bisschen Würstchenwasser und ganz viel Freude.
Solche Erfahrungen zeigen mir immer wieder, wie einzigartig jeder Fährtenhund arbeitet – und dass die besten Ergebnisse entstehen, wenn man seinen eigenen Ausbildungsweg auf den Hund abstimmt.
Lernen heißt Beobachten – was wir von Martin mitgenommen haben
u bleiben. Es hat sich wieder bewährt, dass wir bereit sind, uns und unsere Ausbildung an unsere Hunde anzupassen – statt umgekehrt. Wir gehören nicht zu den Menschen, die an einem Schema F festhalten und es als „den ultimativen Weg“ verkaufen, für den dann nur noch der passende Hund fehlen darf. Jeder Hund bringt seine eigene Art, sein eigenes Tempo und seine eigenen Schwerpunkte mit – und genau das macht die Fährtenarbeit so spannend.
Diese Woche hat einmal mehr gezeigt, wie wertvoll es ist, offen für Neues zBei Martin Rodzoch wird dieser Gedanke gelebt. Er vermittelt keine starren Regeln, sondern lädt dazu ein, hinzusehen, zu hinterfragen und individuell zu denken. Wer offen bleibt, nimmt aus seinen Fährtenseminaren unendlich viel mit – selbst dann, wenn man gar nicht selbst auf der Fährte steht. Oft lernt man nämlich am meisten, wenn man einfach zuschaut: wie andere Teams arbeiten, wie die Hunde auf ihre Hundeführer reagieren oder wie kleine Veränderungen in Tempo, Stimme oder Körpersprache plötzlich eine große Wirkung haben.
Besonders beeindruckend finde ich dabei immer wieder, wie präzise Martin beobachtet. Er sieht Dinge, die einem selbst entgehen, weil man zu sehr im eigenen Ablauf steckt. Seine Rückmeldungen sind nie pauschal, sondern immer auf das Team abgestimmt – ehrlich, klar und dabei respektvoll. Es geht nie darum, Fehler zu suchen, sondern Lösungen zu finden. Und manchmal reicht ein einziger Satz von ihm, um eine ganze Fährte im Kopf neu zu sortieren.
Für mich war diese Woche deshalb nicht nur ein Schritt in Genyas Entwicklung, sondern auch ein Stück persönliches Wachstum. Mit jedem Tag habe ich noch ein bisschen besser verstanden, wie viel in der Fährtenarbeit vom Beobachten, vom Timing und von der inneren Ruhe abhängt – und wie wichtig es ist, den Hund nicht in ein System zu pressen, sondern ihn dort abzuholen, wo er gerade steht.
Gemeinschaft, Gespräche und kleine Aha-Momente – warum Austausch so wichtig ist
Was diese Fährtenwochen bei Martin immer besonders macht, ist nicht nur das Training selbst, sondern die Menschen, die dort zusammenkommen. Ganz gleich, ob jemand mit einem jungen Hund gerade erst anfängt oder schon viele Prüfungen hinter sich hat – jeder hilft jedem, und das völlig selbstverständlich.
So wurde mir zum Beispiel ohne ein Wort der Aufforderung ein Zwiebelpieker in die Hand gedrückt, mit dem ich die Leckerlies sauber in den Boden setzen konnte. Für mich eine kleine, aber unglaublich praktische Geste, die einfach zeigt, wie aufmerksam und hilfsbereit die Gruppe miteinander umgeht. Im Gegenzug habe ich anderen Teilnehmern die Möglichkeit gegeben, meine Leinen in 5m bzw. 10m Länge oder auch Genyas Fährtengeschirr auszuprobieren. Wieder andere halfen sich gegenseitig mit Futterstücken aus, wenn jemand spontan etwas anderes testen oder eine Idee von Martin umsetzen wollte oder boten sich gegenseitig die Möglichkeit an, Fremdfährten zu trainieren.
Diese gegenseitige Unterstützung schafft eine Atmosphäre, in der man sich traut, Fragen zu stellen, auszuprobieren und voneinander zu lernen. Es geht nicht darum, sich zu vergleichen oder besser sein zu wollen – sondern darum, gemeinsam weiterzukommen. Und genau das macht den Unterschied: Man fährt nach Hause mit neuen Ideen, kleinen Kniffen und oft auch mit dem guten Gefühl, neue Kontakte geknüpft zu haben, die weit über die Woche hinaus bestehen bleiben.

Rückblick – was bleibt von dieser Fährtenwoche im Sauerland?
Wenn ich an diese Woche zurückdenke, bleibt vor allem eines: Dankbarkeit. Für die ehrlichen Rückmeldungen von Martin und den anderen Teilnehmern, die neuen Denkanstöße und die vielen kleinen Aha-Momente, die alle Teams deutlich nach vorne gebracht haben.
Genya hat in diesen fünf Tagen nicht nur ihren Biss auf der Fährte wiedergefunden, sondern auch mir gezeigt, wie wichtig es ist, offen zu bleiben und den eigenen Weg immer wieder zu hinterfragen.
Ich habe einmal mehr gelernt, dass Fährtenarbeit nicht aus fertigen Konzepten besteht, sondern aus Beobachtung, Anpassung und Vertrauen – Vertrauen in den Hund, aber auch in das eigene Bauchgefühl. Und dass man selbst nach Jahren auf der Fährte noch immer dazulernt, wenn man bereit ist, genau hinzusehen.
Solche Wochen sind für mich nicht einfach Training, sondern eine Art Standortbestimmung. Sie zeigen, wo man steht, was funktioniert und woran man arbeiten darf. Und genau deshalb sind sie für uns zu einem festen Bestandteil des Jahres geworden.
Mit einem müden, aber zufriedenen Lächeln, einer Problemlösung, einer wieder arbeitsbereiten Hündin und vielen neuen Ideen im Kopf sind wir nach Hause gefahren – bereit, das Gelernte im Fährtenalltag umzusetzen und den neu eingeschlagenen Weg fortzusetzen.
Und ganz sicher auch mit dem Entschluss: Das war nicht unsere letzte Fährtenwoche bei Martin Rodzoch im Sauerland!




