Beim Fährtenhundesport folgt dein Hund einer speziellen Geruchsspur, die sich aus dem Duft des menschlichen Fährtenlegers und der beim Legen entstehenden Bodenverletzung zusammensetzt. Beim Absuchen muss er bestimmte Aufgaben erfüllen, wie zum Beispiel das Finden und Anzeigen von kleinen Fährtengegenständen. Diese besondere Ausbildung erfolgt in kleinen, aufeinander aufbauenden Schritten, von denen ich dir die ersten vorstelle, damit du einen Einstieg in die spannende Fährtenarbeit mit deinem Hund findest.
Überblick
Worum geht es beim Fährten?
Wenn du über eine Wiese oder einen Acker gehst, hinterlässt du nicht nur deine Fußabdrücke und deinen eigenen Körpergeruch (und damit meine ich nicht nur dein Deo oder Parfüm, sondern auch beispielsweise den Geruch deiner Kleidung oder Schuhe). Gleichzeitig knickst du Grashalme um und reißt mit deiner Schuhsohle die Erdkrume auf. Das aktiviert die im Boden lebenden Mikroorganismen, die dann zu arbeiten anfangen und ihren ganz eigenen Duft produzieren. Das alles zusammen ergibt den sogenannten Fährtengeruch, dem dein Hund beim Fährten folgen soll.
Zusätzlich muss er den Unterschied lernen, was zu seiner Fährtenarbeit gehört und was nicht. Du bringst ihm während seiner Ausbildung dementsprechend bei, dass speziell für ihn ausgelegte Fährtengegenstände (wie diese hier) für ihn relevant sind und dass herumliegender Müll oder ähnlich aussehende Pflanzenreste (kleine Stücke vom Maisstengeln sehen gerne mal aus wie Holzgegenstände) zu ignorieren sind.
Der Aufbau deiner Fährtenarbeit beginnt schrittweise vom Fährtenquadrat oder einer kurzen Spur, die mit Wurst, Käse oder Leckerlies gespickt sind. Diese steigerst du dann zu komplexeren und längeren Fährten mit verschiedenen Winkeln, Bögen, Verleitungen und Gegenständen.
Quadrat oder gleich in die Spur?
Sofern du nicht selbst Land besitzt, auf dem du mit deinem Hund arbeiten kannst, fragst du bitte zuerst den Eigentümer, ob du die Wiese oder den Acker benutzen darfst – ansonsten droht dir unnötiger Ärger.
Ausgestattet mit einen Stab oder Fährtenschild zum Kennzeichnen deiner Fährte und mit einem großen Beutel Futter gehst du auf das Gelände und setzt in einem Quadrat Fußtstapfen neben Fußstapfen. Das machst du so lange, bis du ein plattgetretenes Quadrat mit einer Seitenlänge von der 1,5fachen Körperlänge deines Hundes hast. Mit einem großen Schritt verlässt du diese Fläche und verteilst dann dein Futter darauf. Das Schild kannst du vor dem Trampeln so hinstecken, dass es unten links an der Ecke deines Fährtenquadrats steckt.
Alternativ kannst du auch direkt mit einer Spur anfangen. Dazu steckst du dein Schild in den Boden, stellst dich mit geschlossenen Füßen rechts daneben und wartest ein paar Sekunden. Dann gehst du mit kleinen Schritten los – die Ferse des einen Fußes ungefähr auf der Höhe der Spitze des anderen Fußes. Und in jeden Stapfen legst du ein Stück Futter. Nach ca. 30 Schritt (reicht für die erste Fährte) stellst du dich nochmal mit beiden Füßen geschlossen hin, wartest einen Moment und gehst mit einem großen Schritt raus. In diese kleine Fläche legst du dann etwas mehr Futter als Abschluss.
Nach etwa 20min Wartezeit holst du deinen Hund und lässt ihn das Futter absuchen. Darüber bringt er sich selbstständig bei, dass der Geruch der Bodenverletzung etwas Tolles ist und Futter bedeutet. Lobe ihn, wenn er in der Spur oder im Quadrat ist und sein Futter einsammelt. Wenn er mal links oder rechts rausgeht, bleib einfach stehen, halte ihn mit der Leine fest und warte darauf, dass er sich wieder in sein Zielgebiet zurück arbeitet. Ist er dort angekommen, wieder loben und weiter Futter sammeln lassen. Ein paar Minuten reichen da für den Anfang völlig aus.
Bleibt jetzt nur die Frage, welcher Weg zu euch passt?
Die gute Nachricht: Wir haben beide Wege ausprobiert und sie alle funktionieren! Aber manchmal fällt Einsteigern in den Fährtenhundesport die Arbeit im Fährtenquadrat deutlich einfacher, weil der eigene Anfängerhund sich die Konditionierung auf den Fährtengeruch ganz einfach selbst beibringt und sie nicht von Anfang seine Suche sorgfältig kontrollieren müssen.
Ein kurzes Wort zum Futter
Beim Futter nimmst du am Besten etwas, was dein Hund besonders gerne frisst und gut verträgt. Wir nutzen in der Ausbildung zum Fährtenhund seinen Willen, die tollen Futterstücke einzusammeln und je stärker der ist, desto einfacher ist für dich die Ausbildung!
Wir achten allerdings von Anfang an darauf, dass wir eine dunkle Wurst (es gibt spezielle Fährtenwurst für Hunde im Internet) oder ein dunkles Softfutter, dessen Stücke recht klein sind. Einige Hersteller bieten auch dunkles Softfutter für kleine Hunde an, das sich hervorragend für dein Fährtentraining eignet.

Und so geht es später weiter
Wenn dein Hund sein Fährtenquadrat oder seine ersten 30 Stapfen schön absucht und sich an der Spur orientiert (also nicht mehr dazu neigt, links und rechts im Abseits unterwegs zu sein), ist es Zeit, die nächsten Ausbildungsschritte anzugehen.
Das Quadrat ersetzt du nun durch ein Dreieck, aus dessen Spitze du nun die Spur mit Futter in jedem einzelnen Tritt herausführst. Der erste Stapfen schließt dabei direkt an der Spitze an und folgt dann dem Prinzip der Spur, das ich oben beschrieben habe.
Wenn du direkt mit der Spur angefangen hast, lässt du diese langsam länger werden und fängst an, leichte Bögen einzubauen. Später werden die dann zu 90°- oder gar zu 45°- Winkeln.
Es folgt dann noch der Schrittweise Futterabbau, bei dem du anfangs erstmal nur vereinzelt mal einen Tritt ohne Futter lässt. Später verlängerst du auch diese futterlosen Abschnitte, damit dein Hund lernt, auch ohne Leckerlies der Spur zu folgen.
Es kommt dann noch das Verweisen hinzu, was du außerhalb der Fährte sehr gut anfangen kannst. Dabei bringst du deinem Hund bei, dass er sich bei einem Fährtengegenstand hinlegen soll. Später wird er dann bei seiner Suche am Gegenstand anhalten und sich hinlegen, damit du ihn einsammeln kannst. Aber das ist am Anfang alles noch Zukunftsmusik und soll dir nur einen Ausblick auf die Aufgaben geben, die neben dem Folgen der Geruchsspur dazu gehören.
Wichtige Tipps für den Start
Damit du erfolgreich starten kannst, gebe ich dir noch folgende Tipps aus meinem eigenen Fährtenhundetraining mit:
- Für die ersten Schritte reichen ein weiches Halsband oder handelsübliches Geschirr und eine ca. 2m bis 3m lange Leine aus.
- Lobe viel und nicht zu überschwänglich, damit dein Hund gut lernen kann.
- Lass deinen Hund auch mal Fehler machen (ohne dass du gleich stark korrigierst), damit er lernt, Fährtenprobleme selbstständig zu lösen.
- Nimm dir die Zeit und Ruhe für dein Training, damit du dich voll und ganz auf die Ausbildung deines Hundes konzentrieren kannst.
- Stelle dich darauf ein, dass die ersten Fährtenschritte anstrengend sind und ihre Zeit brauchen, bis du Fortschritte siehst.
- Trainiere auch recht schnell längere Liegezeiten (die Zeit zwischen Legen und Absuchen), die zu unterschiedlichen Geruchsbildern führen.
- Geh bei jedem Wetter und auf unterschiedlichen Untergründen fährten - sie alle haben ihre eigenen Herausforderungen, die dein Hund mit Hilfe des Futters in jedem Stapfen spielerisch lernen kann!
- Arbeite von Anfang an konsequent und sorgfältig an der Ausbildung deines Hundes.
- Und bring vor allem Eines mit: Geduld!
Wo du praktische Unterstützung bekommst
Wenn man oft alleine loszieht, schleichen sich erfahrungsgemäß schnell Fehler ein, weil man einfach nicht alles im Blick haben kann. Und gerade als Anfänger im Fährtenhundesport sind die Unterstützung und das Wissen von anderen Hundesportlern Gold wert!
Praktische Unterstützung bekommst du in Vereinen, die auch die Fährte anbieten. Oftmals sind das Gebrauchshundevereine vom DVG oder dem Verein für deutsche Schäferhunde e.V. (SV), aber auch andere Gruppen bieten diesen tollen Sport an. Hör dich einfach mal bei dir in der Gegend um oder schau mal bei Facebook rein. Dort gibt es verschiedene Fährtengruppen wie „Fährten infiziert“ von Martin Rodzoch (WM-IFH-Weltmeister 2025), in denen unglaublich viel Know-How steckt.
Seminare sind auch nie verkehrt! Dort bekommst du innerhalb weniger Tage schon ganz viel Hilfe und Unterstützung – egal, ob du erst mit dem Fährten anfängst, ob du mit deinem Hund schon etwas weiter bist und die eine oder andere Baustelle gezielt angehen möchtest oder ob du Profi bist. Wir sehen mittlerweile zu, dass wir einmal im Jahr mit Martin fährten gehen, um einen ganz anderen Blickwinkel auf unsere eigene Fährtenarbeit zu bekommen. Manchmal werden auch wir einfach betriebsblind und übersehen Dinge, die uns das Leben schwer machen.