Immer wieder kannst du bei bei Leinen, Geschirren oder Halsbändern was von „hohe Bruchlast“, „super stabil“ und „extrem reißfest“ lesen, ohne dass dabei genauer auf die Voraussetzungen für diese Stabilität eingegangen wird. Da stellt sich doch rasch die Frage, ob die Angaben auch für den eigenen Hund gelten und ob das Produkt euren Ansprüchen gerecht wird?
Mir ist das Thema mit der Sicherheit beim Hundezubehör sehr wichtig, so dass ich die Belastungsgrenzen bei meinen Produkten eher zu niedrig als zu hoch ansetze. Und deshalb schildere ich dir mal meine Sichtweise zur Stabilität beim Hundezubehör.
Überblick
Was ist überhaupt die Bruchlast?
Die Bruchlast (auch „Zugkraft“ genannt) eines Materials gibt dir an, bei welcher Kraftwirkung es versagt und einfach kaputt geht. Das ist beim Hundezubehör meistens dann der Fall, wenn die Karabiner brechen oder die Bänder reißen.
Meine Materialhersteller lassen ihre Bruchlasten im Labor testen und stellen mir anschließend die Werte zur Verfügung. Daraus leite ich die Stabilität meiner Produkte ab und rechne sie auf das zulässige Körpergewicht von Hunden um, damit du ganz einfach sehen kannst, ob das ausgesuchte Produkt zu euch passt und euch die gewünschte Sicherheit bietet.
Wie erfolgt die Umrechnung?
Um festzulegen, wie schwer ein Hund sein darf, damit das Halsband, das Geschirr oder die Leine auch in extremen Fällen sicher hält, wird die angegebene Bruchlast durch einen Faktor geteilt, der sich mit Hilfe der Formel „Faktor = Meter : Sekunde“ ermitteln lässt.
Keine Sorge, es wird nicht allzu mathematisch, aber ein, zwei Rechenbeispiele unterstützen an dieser Stelle das Verständnis:
aus 10km/h ergibt sich ein Faktor von 10.000m : 3600 sek. = ~ 2,78
bei 20km/h sieht das schon etwas anders aus: 20.000 : 3600 = ~ 5,56
Nun wird der Faktor mit dem Körpergewicht deines Hundes multipliziert, damit du siehst, was für eine Kraft in deinem kleinen oder großen Partner auf vier Pfoten stecken kann:
Nehmen wir mal an, dein 25kg Hund trabt mit ca. 10kmh dahin. Wenn er das Ende deiner Leine erreicht, erreicht er eine Zugkraft von 25kg x 2,78 = 69,5kg. Wenn er schneller unterwegs ist und die 20km/h erreicht, musst du schon 25kg x 5,56 = 139kg festhalten können.
Und bei dieser Betrachtung müssen wir auch die Leinenlänge berücksichtigen: Je länger sie ist, desto mehr Anlauf kann dein Hund nehmen und desto höher ist seine Geschwindigkeit, wenn er ihr Ende erreicht. Deshalb erhöht sich der Faktor mit der Länge noch weiter – teilweise wird sogar mit einem Wert von 11 bis 16 gerechnet. Das Ganze sieht dann so aus:
Mit 25kg kommen wir mit dem Faktor 11 schon auf 275kg Zugkraft, beim Faktor 16 auf 400kg – ich glaub, da würde mich mein Hund direkt aus den Latschen ziehen, falls nicht vorher die Leine reißt!
Und so ermittle ich die Gewichtsklassen für mein Friesenhund Hundezubehör
Wenn ich ein Produkt entwickle, schaue ich zuerst, für welchen Hundecharakter und für welchen Zweck es geeignet sein soll: Geht es diesmal beispielsweise um ruhige, konzentrierte und eher kleine Fährtenhunde, die eine möglichst leichte Leine brauchen? Oder geht es um kräftige Hunde, die auch mal voll in der Leine stehen und durch ihre trainierten Muskeln ordentlich Zug auf die Leine bringen? Dementsprechend wähle ich den Faktor für die Berechnung der Bruchlast aus und berechne anschließend aus den Herstellerangaben meine eigenen Gewichtsklassen für Hunde.
Dabei spielt auch meine eigene Erfahrung mit unseren eigenen Schäferhunden im Alltag und im Hundesport wie der Fährte eine Rolle, denn durch sie weiß ich, wann ich den Faktor besser erhöhen sollte oder auch mal verringern kann, um die gewünschte und notwendige Stabilität zu erreichen.

Was die Reißfestigkeit zusätzlich beeinflusst
Es gibt aber auch noch weitere Einflüsse, die die Reißfestigkeit eines Halsbands, eines Geschirrs oder einer Leine im Laufe ihrer Nutzung beeinflussen.
Da ist zum Einen die Pflege: Grundsätzlich ist mein Friesenhund Zubehör aus sehr pflegeleichten und leicht zu reinigenden Materialien gefertigt. Hin und wieder kommt es aber doch mal vor, dass es mit Seife gereinigt wird oder gar in der Waschmaschine landet. Das ist zwar sehr bequem, kann aber dazu führen, dass die Reinigungsmittel die Gummierung oder die Materialen angreift. Die Fasern des Gurtbands können sich beispielsweise allmählich auflösen oder das Metall wird spröde und bricht deutlich vor dem Ablauf seiner Nutzungszeit.
Es gibt auch immer wieder Hunde, die gerne die Leine ins Maul nehmen und auf dem Band drauf rumbeißen. Hundezähne sind sehr scharf und sie zerschneiden deshalb jedes Material, wie du oben auf dem Bild sehen kannst – da hat sich unsere Fizzy am Gurtband ausgetobt. Aus kleinen Beschädigungen am Rand können schnell ganz durchtrennte Stücke werden und du stehst dann plötzlich ohne Hund da.
Uns ist es auch schon passiert, dass der Leinenkarabiner ins Schloss der Heckklappe vom Bulli geraten ist und einen Riss davon getragen hat. Auf den ersten Blick war nichts zu sehen, aber beim leichtesten Zug hat sich der Karabiner von seiner Öse getrennt und unsere Hündin Düse konnte ungehindert stromern gehen.
Deshalb ist es ratsam, dass du jedes Halsband, jede Leine und jedes Geschirr vor der Verwendung dahingehend prüfst, ob alles noch in Ordnung ist. Solche Schäden durch äußere Einflüsse lassen sich leider auch durch die größte Sorgfalt beim Herstellen nicht verhindern.
Halten wir also mal fest
- Die Reißfestigkeit hängt nicht nur von den Materialien ab, aus denen das Produkt besteht, sondern auch von der Pflege und Nutzung.
- Die Kräfte, denen dein Hundezubehör Stand halten muss, hängen von der Größe, dem Gewicht und dem Charakter deines Hundes ab. Ein ruhigerer, älterer Hund zieht beispielsweise nicht mehr so stark wie ein neugieriger, aufgeweckter Junghund und kann deshalb mit einem Hundezubehör mit etwas niedrigerer Bruchlast ausgezeichnet geführt werden.
- Die Leinenlänge muss ebenfalls berücksichtigt werden, denn sie begrenzt die Strecke, die dein Hund für den Aufbau seiner Laufgeschwindigkeit zur Verfügung hat. Zusammen mit seinem Körpergewicht kann dein Hund innerhalb kurzer Zeit sehr hohe Kräfte entwickeln, denen nicht nur das Material von Halsband, Leine und Geschirr, sondern auch du am anderen Ende entgegenwirken müssen.
Ich denke, dass du nun die Gewichtsklassen-Einteilungen in meinen Hundeprodukten besser verstehen und für euch entsprechend einschätzen kannst. Falls nicht, hinterlasse mir gerne deine Fragen in den Kommentaren!