Böttcher-Serie #4: Irrtümer & Mythen rund um das Böttcher-Fährtengeschirr

Blog-Serie Teil 4 - Mythen und Irrtümer
Blog-Serie Teil 4 - Mythen und Irrtümer

Wir kommen zum letzten Teil meiner Blog-Serie zum Böttcher Fährtengeschirr. Jetzt nehmen wir mal die Sätze unter die Lupe, die mir als pauschale Aussage begegnet sind und prüfen mal, ob und inwieweit sie zutreffen. Dazu gehören: 

Überblick  

Das Böttcher-Fährtengeschirr macht jeden Hund sofort langsam!

Mir ist es bisher nur ein einziges Mal untergekommen, dass ein Hund deutlich langsamer und konzentrierter sucht, kaum dass er ein Böttcher trägt. Wurde es es ausgezogen, düste der Schäferhund-Rüde wieder über die Fährte, so dass sein Hundeführer kaum hinterher kam. 

Also ja, es gibt so Fälle, aber sehr selten!

Wenn du einen eifrigen bis stürmischen Sucher an der Leine hast, besteht durchaus die Möglichkeit, dass dir ein Böttcher Geschirr hilft. Ich schätze die Wahrscheinlichkeit, mit der dieser Effekt auftritt, aber deutlich geringer als ein 6er im Lotto. Das Suchtempo ist schließlich ein fester Bestandteil der Ausbildung von Fährtenhunden und hängt deshalb nicht wirklich mit der Ausstattung zusammen. 

Jeder Hund kann mit dem klassischen Fährtengeschirr suchen!

Hier gibt es ein ganz klares NEIN von mir und ich verrate dir auch, warum. Bei mir gibt es vier Gruppen an Fährtenhunden, denen ich ein Böttcher nicht empfehle: 

  • Das Böttcher Suchgeschirr ist nicht für Hunde mit kurzen Beinen (z.B. Dackel) geeignet, was einen praktischen Hintergrund hat. Führst du die Leine unter dem niedrigen Hundekörper entlang, kann es passieren, dass du (je nach Leinenhaltung) deinen Hund am Hinterteil hochhebst. Das sieht zwar im ersten Moment lustig aus, ist aber nicht prüfungskonform. Zudem kann es für deinen kleinen Fährtensucher unangenehm sein. Auch beeinträchtigt diese Art der Fortbewegung mit der Zeit die Muskulatur und Gelenke deines Hundes, so dass du den Gang zur Tierphysio oder zum Tierarzt im Hinterkopf behalten solltest.

  • Ein deutliches Verletzungsrisiko gibt es für Hunde, die gerne mal in die Leine springen (z.B. um einem davon fliegenden Fasan hinterher zu jagen). Sie stoßen sich von jetzt auf gleich kraftvoll vom Boden ab, während du die Leine festhältst. Dieser kräftige Ruck führt dazu, dass der Bauchgurt abrupt in die Weichteile gedrückt wird, was besonders bei Rüden schmerzhaft ist und zu ernsthaften Quetschungen oder anderen Verletzungen führen kann. Manchmal reicht es auch aus, dass sich die Leine irgendwo verheddert und dein Hund abrupt durch das Leinenende gestoppt wird – so ist es mir mit Camillo leider passiert.
    Ich hatte nicht mitbekommen, dass sich die Fährtenleine nach dem Absuchen um meinen Schuh gewickelt hatte. Und Camillo ging einfach nur los. Da er aber wie ein Diesel ist, der gleich kraftvoll los marschiert, gab es einen ungewollten, aber umso überraschenden Ruck, der ihm echt weh tat. Seitdem brauche ich bei ihm an eine Leine unter seinem Bauch nicht mal mehr denken. 

  • Fährtenhunde, die extremst ziehen – bei ihnen rate ich auch vom Böttcher ab. Das hängt damit zusammen, dass sich der starke Zug auf den Nacken in keiner Weise verändert – ob man nun mit oder ohne Böttcher fährten geht. Es gibt auch Hunde, die so extrem ziehen, dass die Halsbandkette am letzten Rippenbogen hängt – da gibt’s dann gar keinen Spielraum mehr, um einen verstellbaren Bruststeg zu fertigen.
    Ich habe einen tollen Dobermann-Rüden kennen gelernt, der über Trieb in der Fährte gearbeitet wurde. Er zog seine Hundeführerin so krass über das Gelände, dass sich der Leinenring vom Böttcher schon fast hinter seinem Po befand. Wir sind in diesem Fall gemeinsam zu dem Schluss gekommen, dass es besser ist, auf das Fährtengeschirr zu verzichten und lieber im Training den Fokus auf das Tempo zu legen, um die körperliche Belastung auf Hund & Mensch zu reduzieren. 

  • Und dann sind da noch die Fährtenhunde, denen die Leinenführung zwischen den Beinen unangenehm ist. Ihnen tust du keinen Gefallen damit, auf ein Böttcher zu wechseln, weil sich die Art der Leinenführung nicht ändert. Das störende Teil baumelt auch weiterhin unterm Hundebauch rum und nervt an den empfindlichen Innenseiten der Hundebeine, wodurch sie vom Suchen abgelenkt werden.
    Schau an dieser Stelle lieber, ob du die Leine nicht besser seitlich herausführen kannst oder ob ein Geschirr mit einem Leinenring am Rücken vielleicht die bessere Wahl für euch ist. 
Bei allen anderen Hunden, die sich für die Fährtenarbeit eignen, kann das Böttcher Geschirr ausgezeichnet eingesetzt werden. 

Kauf dir ein Böttcher Geschirr und dein Hund kann fährten!

Ehrlich, das war bisher das Beste, was ich gehört habe 😁 (<- der Smilie muss jetzt echt mal sein!) Man muss demnach einem Hund nur das klassische Suchgeschirr anlegen und er weiß, was er auf der Fährte zu tun hat – ganz ohne Training, Zeitaufwand und Gehirnschmalz! 

Zugegeben, der Gedanke ist nicht schlecht – gerade, wenn es draußen nass und kalt ist und man selbst lieber in der warmen Bude bleiben möchte. Ich ziehe da auch das Sofa mit einem leckeren, heißen Tee dem Schietwetter draußen vor! Aber: Es bleibt leider nur ein schöner Traum und wir müssen uns weiterhin bei Wind und Wetter um die sorgfältige Ausbildung unserer Fährtenhunde kümmern. 

Mit einem Böttcher-Geschirr kann sich dein Hund niemals in der Leine verwickeln!

Hier steckt tatsächlich etwas Wahrheit hinter: Dadurch, dass die Leine unterm Hundebauch eingehakt wird, fängt sie erst hinter den Vorderbeinen an. Somit besteht hier keine Chance, dass sich dein Fährtenhund mit den Vorderbeinen aus der Leine fädelt oder sie sich beispielsweise beim Kreiseln an einem schwierigen Winkel um die Vorderpfote wickelt. 

Bei den Hinterbeinen kann dies trotzdem passieren!

Was mir aber immer wieder auffällt, ist, dass dieses Verheddern in der Leine mit den Hinterbeinen deutlich seltener auftritt, wenn ein Böttcher Geschirr verwendet wird – besonders, wenn sie wie meine maßgefertigten Geschirre auf deinen Hund abgestimmt sind. Ich vermute, dass die Hunde es aufgrund des anderen Winkels, in dem die Leine verläuft, deutlich einfacher haben, sauber über das Band zu steigen als wenn die Leine direkt am Halsband oder der Kette befestigt ist. 

Was für Mythen oder Aussagen kennst du?

Diese Liste an Irrtümern oder Mythen rund um das Böttcher-Fährtengeschirr ist sicherlich nicht vollständig. Vielleicht hast du noch etwas, das hier noch fehlt? Dann schreib es doch in die Kommentare! 

Ich bin sehr gespannt, was du für Seemannsgarn rund um das klassische Geschirr mitbringst! 

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