Böttcher-Serie #1: Grundlagen zum Böttcher-Geschirr

Titelbild zum Artikel "Grundlagen zum Böttcher-Geschirr"
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In der vergangenen Woche hatte ich dir diese Blog-Reihe angekündigt. Heute starten wir direkt mit den Grundlagen zum Böttcher-Geschirr, mit denen ich dir das spezielle Fährtengeschirr für Hunde vorstelle. Wir schauen uns an, was das überhaupt für ein Fährtengeschirr ist und für welchen Hundetyp du es verwenden kannst, ehe wir uns die Vor- und Nachteile des Böttcher Suchgeschirrs ansehen. 

Überblick  

Was ist ein Böttcher Geschirr?

Bei dem Böttcher Geschirr (auch gerne mal Böttger geschrieben) handelt es sich um ein spezielles Geschirr für die Fährtenarbeit mit Hunden. Wer es erfunden hat, konnte ich bisher leider nicht rausbekommen. Es gilt jedenfalls als das klassische Fährtengeschirr, das in der Regel aus Leder oder Biothane, vereinzelt auch aus Gurtband (ohne Gummierung) gefertigt wird. 

Im Grunde ist dieser Geschirrtyp mit seinen zwei Riemen sehr einfach gehalten – es gibt einen Bruststeg und einen Bauchgurt, wie du es auf dem nachfolgenden Bild siehst: 

Böttcher-Serie #1: Grundlagen zum Böttcher-Geschirr - Baubau des Böttcher-Geschirrs

Der Bruststeg stellt dabei die Verbindung zwischen der Halskette und dem Bauchgurt her. Wie das genau befestigt wird und wo du die Leine einhakst, zeige ich dir im nächsten Teil dieser Blog-Serie. 

Wofür kann ich es verwenden?

Die Böttcher Fährtengeschirre für Hunde wurden gezielt für den Fährtenhundesport entwickelt und können nur in Verbindung mit einer Halsbandkette genutzt werden. Sein Sinn und Zweck ist es, den Befestigungspunkt der Leine von der Halskette unter den Bauch deines Hundes zu verlagern und damit das Verheddern in der Leine zu reduzieren. Deshalb wird hier die Suchleine unterhalb des Hundekörpers entlanggeführt und nicht wie bei einem handelsüblichen Führgeschirr über den Rücken deines Hundes. 

Wir haben hier also ein Spezial-Geschirr für Hunde vorliegen, das du aufgrund seiner besonderen Eigenschaften nicht im Alltag oder bei anderen Ausflügen mit deinem Hund einsetzen kannst. Das hängt unter Anderem damit zusammen, dass der Sitz des Geschirrs sehr variabel und locker ist, da er sich der Kopfhaltung deines Hundes anpasst (s. Teil 3 dieser Blog-Serie, wo ich dir den Sitz des Böttcher Suchgeschirrs im Detail erläutere). Einen festen Sitz, wie du es von den handelsüblichen Führgeschirren her kennen wirst, und eine sichere Kontrolle wie bei anderen, handelsüblichen Führgeschirren gibt es hier nicht. 

Für welche Hunde kann ich es verwenden?

Für den Einsatz eines Böttcher-Geschirrs für Fährtenhunde gibt es keine Einschränkung aufgrund der Hunderasse. Es ist nur so, dass sich einige Spürnasen einfach besser und andere weniger gut für dieses Spezial-Fährtengeschirr eignen. Manchmal hilft es auch einfach, dass wir im Vorfeld über die Besonderheiten deines Fährtenhundes sprechen, damit du in den Genuss eines maßgefertigten Böttcher-Geschirrs kommen kannst.

Lass uns die Hunde mal ansehen, bei denen wir etwas beachten müssen: 

Wenn dein Hund sehr engagiert sucht und in der Fährte nach vorne drängt, kann es sein, dass du das Hinterteil deiner Spürnase aufgrund der Leine unterm Bauch anhebst. Das sieht zwar witzig aus, ist aber für deinen Fährtenhund auf Dauer unangenehm. Zudem kann es sein, dass hier aufgrund der kleinen Größe nicht genug Platz ist, um den Bruststeg verstellbar zu machen. Das können wir aber bereits im Vorfeld von deiner Maßanfertigung klären. 

Dobermann, Boxer oder auch Weimaraner haben manchmal eine große oder tiefe Brust. Das hat oftmals zur Folge, dass der Bruststeg auch dann zu lang wird, wenn du meine Messanleitung sehr sorgsam befolgst. Und es kann auch passieren, dass die Verbindung zwischen Halskette und Leinenring seitlich verrutscht, wenn Zug auf Geschirr und Leine kommt, was nicht nur für deine Spürnase unangenehm sein kann, sondern möglicherweise auch zu unnötigen Scheuerstellen führt. Da hier immer wieder mal ganz individuelle Lösungen für maßgefertigte Fährtengeschirre erforderlich sind, die auf individuell auf einen Hund abgestimmt werden, ist es wichtig, dass du mich vor deiner Bestellung z.B. über den Chat kurz ansprichst. 

Es gibt durchaus Fährtenhunde, die „baggern“ so dermaßen beim Absuchen einer Fährten, dass die Halskette fast bis zum Po gezogen wird. Das kann auch passieren, wenn du eine Spürnase hast, die trotz höchster Konzentration auf eure Fährte in der Lage ist, seine Umwelt nach aufspringenden Hasen zu scannen und dann spontan vom Suchen ins Jagen zu wechseln. Da diese Hunde für einen starken Zug am Geschirr sorgen (das ja nicht fest am Hundekörper sitzt), werden die Riemen schnell mal in die Weichteile gezogen, was gerade bei Rüden sehr schmerzhaft sein kann (musste ich leider mit meinem Rüden selbst erleben – und er wollte nur zu Herrchen hinlaufen, kein Wild hetzen!) 

Dieser Punkt ist eigentlich der Erste auf der Liste, den es zu prüfen gilt: Mag dein Hund überhaupt ein Geschirr tragen und akzeptiert er die Leine, die unter seinem Bauch und zwischen seinen Beinen entlang läuft? Manche Hunde haben ein echtes Problem damit, wenn das Band die weichen Innenseiten der Hinterbeine berührt und sind dann eher damit beschäftigt, ihr auszuweichen als konzentriert zu fährten. Im gewissen Rahmen kann man das sicherlich antrainieren, aber manchmal ist diese Ablehnung unserer Spürnasen so groß, dass es einfach keinen Zweck hat. 

Es zeigt sich hier schon, dass die Körperform nur ein Teil der Dinge ist, die für den Einsatz eines Böttcher-Geschirrs eine Rolle spielen. Insbesondere das Suchverhalten (ein ruhiger, konzentrierter und nicht stürmender Fährtenhund ist hier von Vorteil!) und der Charakter deines Hundes sind mir wichtig (an die Körperform kann ich die Riemen ja anpassen), damit du und dein Fährtenhund ein Suchgeschirr bekommt, das nicht nur schick aussieht, sondern auch wirklich zu euch passt, euch in eurer Fährtenarbeit unterstützt und ihr somit lange Freude daran habt! 

Und genau aus dem Grund stehe ich dir schon vor deiner Bestellung gerne zur Seite, um eure ganz persönlichen Anforderungen an das neue Geschirr berücksichtigen kann. 

Welche Vor- und Nachteile hat ein Böttcher-Geschirr?

Zu den klaren Vorteilen des Böttchers gehört das reduzierte Verheddern und Über-die-Leine-Steigen deines Hundes. Da du deine Fährtenleine erst unterm Bauch und damit hinter den Vorderbeinen an deiner Spürnase befestigst, kann sie in der Regel nur noch mit den Hinterbeinen über die Leine steigen. Und diese lassen sich mit etwas Geschick und Übung beim Absuchen aber auch recht einfach wieder einfädeln.

Der Zug auf die Leine wird durch das Geschirr direkt an den Nacken deines Hundes weitergleitet, da es ja direkt an seiner Halsbandkette befestigt wird. Somit unterstützt es dabei, dass dein Fährtensucher auf vier Pfoten gut atmen kann (es gibt keinen Druck auf seinen Kehlkopf und seine Luftröhre), seine Nase in Bodennähe behält und nicht nach oben hin weggezogen (Näheres hierzu findest du in meinem Blog-Beitrag zur Leinenführung in der Fährte).

Manche Fährtenhunde empfinden es auch als deutlich angenehmer, mit dem Böttcher-Fährtengeschirr zu suchen als wenn die Leine direkt an der Halsbandkette hängt. Sie wechseln dann beispielsweise von einem eher hektischen Absuchen der Geruchsspur zu einem ruhigeren, konzentrierteren Folgen der Fährte. 

Und zum Schluss kommt noch hinzu, dass es schnell und einfach angelegt werden kann, wobei dein Hund weder seinen Kopf irgendwo durchstecken noch mühsam seine Pfoten in irgendwelche Beinlöcher hineinfummeln muss. Mehr dazu erfährst du im nächsten Teil der Serie, der die Anleitung zum Anlegen des Geschirrs enthält. 

Als ein großer Nachteil wird das Anpassen an den eigenen Hund empfunden, was oftmals damit zusammenhängt, dass ein Böttcher-Geschirr von der Stange gekauft wurde, was sowohl einer zierlichen Malinois-Hündin als auch einem kräftigen Rottweiler-Rüden passen soll. Wie das funktionieren kann, ist mir bis heute ein Rätsel. 

Zugegeben, manchmal ist das Einstellen der Gurte etwas kniffelig, aber mit etwas Geduld und dank der tollen Zusammenarbeit mit meinen Kunden habe ich bisher jedes meiner Geschirre korrekt eingestellt bekommen, so dass bei Prüfungen noch keines von einem Richter abgelehnt wurde. 

Einen wirklichen Nachteil für die Böttcher-Geschirre habe ich bisher noch nicht gefunden. Dass man genau hinsehen muss, ob das Böttcher-Geschirr zum eigenen Fährtenhund passt oder nicht, ordne ich hier nicht ein. Wenn ich mir beispielsweise Schuhe oder Gummistiefel für die Fährtenarbeit kaufen möchte, muss ich ja auch gucken, dass sie mir passen, ich gut darin laufen kann und sie auch sonst meine anderen Ansprüche erfüllen. 

Ausblick auf Teil 2 meiner Böttcher-Geschirr-Serie

Nach diesen Grundlagen zum Böttcher-Geschirr gehen wir im nächsten Beitrag ins Detail. Ich zeige dir, welche Funktion die beiden Geschirr-Riemen genau haben. Anschließend bekommst du eine Schritt-für-Schritt-Anleitung von mir, wie du deinem Fährtenhund das Böttcher-Geschirr richtig anlegst und ihr euch suchfertig macht. Dabei werde ich auch auf häufige Fehler eingehen, die hierbei gemacht werden und in Prüfungen zu Ablehnungen durch die Richter führen können. 

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