So sitzt das Suchgeschirr „Böttcher Art“ optimal!
Die Frage „Wie muss ein Suchgeschirr des Typs „Böttcher“ bzw. „Böttger“ überhaupt sitzen?“ wirft nicht nur bei Neulingen im Fährten-/Gebrauchshundesport immer wieder viele Fragen auf. Selbst erfahrene Fährtenhundsportler sind sich da nicht 100%ig sicher, denn die einzige Vorgabe, die es derzeit gibt, ist recht allgemein gehalten:
Wird ein Böttgergeschirrs benutzt, ist darauf zu achten, dass der hintere Riemen nicht über den letzten Rippenbogen hinaus geht und eventuell Weichteile des Hundes einschnürt.
(Stand: 10.07.2022, Quelle: fci.be)
Es wird kein Wort darüber verloren, wie eng oder weit das Geschirr mit seinen zwei Riemen geschnürt werden muss bzw. darf. Es wird auch nicht erwähnt, wie dicht es an den Achseln des Fährtenhunds sitzen darf. Lediglich nach hinten (in Richtung Rute) hin wird der Sitz begrenzt.
Damit du dennoch den richtigen Sitz des Suchgeschirrs „Böttcher Art“ finden kannst, stelle ich dir meine Erfahrungen aus seiner Fertigung, Anpassung und Verwendung im Fährtensport in diesem Artikel zusammen.

Knackpunkt „Brustgurt“
Um zu erkennen, woher überhaupt das Problem mit dem Sitz des Geschirrs kommt, muss ich etwas ausholen.
Auf den obigen Fotos ist es gut zu sehen, wie das Geschirr wandert: Beim Fährtenabgang sitzt es noch direkt hinter den Schulterblättern. Während der Suche rutscht es durch die Bewegung des Hundes, die tiefer sitzende Kette und den Leinenzug nach hinten.
Es zeigt sich: Die Position eines Suchgeschirrs „Böttcher Art“ ist nicht fest verankert, wie es bei herkömmlichen Führgeschirren der Fall ist. Sie ist von der Kopfhaltung des Hundes abhängig.
Wie weit der Bauchgurt nach hinten rutschen kann, hängt von der Länge des Brustgurts und der Positionsveränderung der Halskette ab.
Wenn sich beispielsweise die Kette um 20cm senkt, rutscht der Bauchgurt fast um die gleiche Länge nach hinten.
Sitzt dieser Riemen im Stehen schon mittig auf dem Brustkorb eines Hundes (das bedeutet einen recht langen Brustgurt), landet er beim Suchen schnell hinter dem letzten Rippenbogen (nicht prüfungskonform) und damit in den Weichteilen (gerade für Rüden schmerzhaft).
Beim Einstellen des Geschirrs geht es also darum, die richtige Länge des Bruststegs zu finden, so dass der Bauchgurt im Stehen, Sitzen oder Liegen nicht in den Achseln einschnürt. Gleichzeitig darf der Bruststeg nicht zu lang sein, so dass der Bauchgurt beim Suchen zu weit nach hinten rutscht.
Klingt auf den ersten Blick kompliziert, aber ist es nicht wirklich!

Auf das Ende kommt es an!
Wichtig ist also die Position des Verbindungsrings, an dem Bruststeg und Bauchriemen aufeinander treffen. Dieser liegt im Stehen optimalerweise zwischen den Vorderbeinen. Wenn der Hund sitzt oder gar einen recht tiefen Brustkorb hat (z.B. beim Weimaraner oder Dobermann), kann es auch sein, dass dieser Ring an der vorderen Kante der Vorderbeine (in Ausnahmefällen auch mal sogar davor) sitzt.
Der Bauchgurt verläuft beim optimalen Sitz locker hinter den Schulterblättern über den Brustkorb des Hundes und bildet unten am Verbindungsring ein V, ohne in den Achseln einzuschnüren.
Zum Einstellen gehest du bitte wie folgt vor:
Stelle als erstes den Brustgurt so ein, dass Verbindungsring beim stehenden Hund zwischen den Vorderbeinen liegt und lege ihm dann das Geschirr an. Hake eine Leine ein und führe sie zwischen den Hinterbeinen durch – wie zum Fährten (es reicht eine 3m-Leine, an der du leicht ziehen kannst, um das Absuchen zu simulieren).
Verteile als Nächstes ein paar Futterbrocken auf den Boden und lasse sie von deinem Hund aufsammeln. Währenddessen ziehst du leicht an der Leine und beobachtest, wie sich das Geschirr verhält:
Fall A: Der Verbindungsring als Ankerpunkt für den Bauchgurt sitzt zu weit hinten.
Auf dem Foto rechts siehst du sehr gut, dass der Bruststeg deutlich zu lang ist. Der Bauchgurt sitzt hinter dem letzten Rippenbogen und der Brustgurt hängt locker durch – da ist noch gewaltig Luft im Geschirr!
Würde jetzt noch Zug auf die Leine kommen, würde der Verbindungsring zwischen den Hinterbeinen sitzen.
In diesem Fall stellest du den Bruststeg kürzer, so dass der Verbindungsring weiter nach vorne kommt. (Bei handelsüblichen Böttchergeschirren kann es durchaus vorkommen, dass die kürzeste Einstellung noch zu lang ist – das ist keine Seltenheit! Hier hilft nur Abschneiden und den Karabiner neu einsetzen.)


Fall B: Der Verbindungsring bleibt im vorderen Bereich des Hundebrustkorbs, aber der Bauchgurt „kippt“ nach hinten und verklemmt sich.
Auf diesem Bild ist der kippende, zu weit eingestellte Bauchgurt sehr gut zu sehen. Er hat sich etwas im Fell / am Rücken verklemmt und kann somit nicht mehr nach vorne Rutschen, wenn der Hund den Kopf hebt.
Bitte stelle den Bauchgurt in diesem Fall etwas kürzer, damit er nicht weiter kippen kann.
Optimal ist es, wenn er fast direkt hinter den Schulterblättern langläuft und du mit einem Finger zwischen dem Gurt und dem Hundekörper problemlos langfahren kannst.
In seltenen Fällen kann es auch helfen, den Bauchgurt 1-2 Löcher weiter zu stellen, damit er sich nicht mehr im Fell verklemmt und besser wieder nach vorne rutschen kann. Ob dies bei dir und deinem Hund zutrifft, musst du einfach ausprobieren.
Falls du dir trotz der Anleitung unsicher bist, kannst du mich auch gerne per E-Mail anschreiben – das hätte sogar den Vorteil, dass du mir Fotos von deinem Hund mit dem angelegten Geschirr mitschicken kannst. Dann können wir gemeinsam schauen, warum das Suchgeschirr „Böttcher-Art“ bei deinem Hund noch nicht richtig sitzt.
Titelbild: Camillo beim Fährten – aufgenommen von Merle König, 2020.